300 Jahre Schönbacher Geigenbauer. Am Anfang steht Elias Placht

Dieser Tage jährt sich die urkundliche Ersterwähnung des Schönbacher Geigenbaus zum 300. Mal. Der quellenmäßig nachvollziehbare Beginn des Geigenbaus in Schönbach (heute Luby u Chebu und Partnerstadt Bubenreuths) liegt im Jahr 1723. Anlässlich der Geburt seines Sohnes Johannes Ferdinand wird Elias Placht am 13. Juli 1723 erstmals als „Geigenmacher“ im Schönbacher Taufbuch bezeichnet. Mit Elias Placht beginnt eine lückenlose Ahnenreihe von Schönbacher Geigenbauern, Saiteninstrumentenmachern, Bogenmachern und Bestandteilerzeugern, die sich bis heute vor allem in Bubenreuth fortsetzt, wo nach dem Zweiten Weltkrieg für die vertriebenen Schönbacher eine „Geigenbauer-Siedlung“ errichtet wurde.

Die Wiege des Geigenbaus im später sog. „sächsisch-böhmischen Musikwinkel“ stand allerdings nicht in der Egerländer Musikstadt Schönbach, sondern in der Nachbarstadt Graslitz, heute Kraslice. Dort wurde schon über einhundert Jahre zuvor, nämlich 1610 der Instrumentist und Maler Johannes Artus erwähnt, 1631 dann der Geigenbauer Melchior Lorenz. Zwei Generationen später, im Jahr 1669, wurde in Graslitz die erste Geigenbauer-Zunft in der Region gegründet. Weil viele Zunftangehörige in den Folgejahren aus konfessionellen Gründen ins nahe gelegene Sachsen auswanderten, finden wir die meisten Graslitzer Geigenbauer 1677 in der neu gegründeten Zunft im vogtländischen Markneukirchen wieder. Der in Markneukirchen als eines von zwölf Mitgliedern genannte Johann Adam Pöpel, von dem das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg eine Bratsche besitzt, könnte übrigens ein Schönbacher gewesen sein. Einiges spricht dafür. Allerdings hatte er in Schönbach keine Schüler ausgebildet und etablierte dort auch keine Tradition.

Anders Elias Placht. Eine kontinuierliche Traditionslinie entsteht in Schönbach durch ihn und seine Söhne. Der Stammvater der Schönbacher Geigenbauer hat sein Handwerk mit großer Wahrscheinlichkeit im nahegelegenen, fünf Kilometer von Schönbach entfernten vogtländischen Ort Wernitzgrün bei Markneukirchen gelernt. Damit wäre der durch Placht bald florierende Schönbacher Geigenbau gleichsam ein „Re-Import“ von Sachsen nach Böhmen gewesen. Mit Plachts Familie jedenfalls beginnt die eigentliche Geschichte der „Schönbacher Geigenbauer“. Im Laufe des 18. Jahrhunderts finden sich neben den Söhnen Plachts schon weitere Schönbacher Familien, die im Geigenbau tätig geworden sind: Sandner (1742), Schuster (1761), Hoyer (1762), Fuchs (1780), Siebenhüner (1781), Himmer (1782), Weller (1785), Fritsch (1786), Lustkandl (1787), Schöner (1788), Diener (1789), Klier (1792), Köhler (1793), Schäfer, Winter, Prüller, Fischer (alle 1794) und Wilfer (1798).

Zunftmäßig zusammengeschlossen hatte man sich in Schönbach spätestens seit 1762. 1826 zählte die Zunft bereits 55 Mitglieder. Damit waren die Schönbacher damals ähnlich stark wie die heutige Saiteninstrumentenmacher-Innung in Bubenreuth unter ihrem Innungsobermeister Günter Lobe, die sich in der Tradition der Schönbacher Geigenbauer wie des westböhmisch-vogtländischen Geigenbaus insgesamt sieht. Im Jahr 1873 wurde in Schönbach schließlich eine Fachschule gegründet, die ebenfalls ab 1951 in Bubenreuth eine Fortsetzung erfuhr. Ihr Fortbestand am Bubenreuther Eichenplatz währte allerdings nur bis 1965. Heute erinnert an dieses bildungsgeschichtliche Intermezzo nur noch die von Hans Gügel geschaffene Skulptur eines Instrumentenmachers, die übrigens explizit dem Andenken an Elias Placht gewidmet ist. Außerdem erinnert in der Geigenbauersiedlung eine Straßenbenennung an den ersten Schönbacher Geigenbauer.

Mehr über Elias Placht und die Schönbacher Geigenbauer gibt es in den beiden Publikationen:

  • Musikinstrumentenbau in Bubenreuth und Umgebung. Von 1945 bis heute, Bubenreuth 2020.
  • Verbunden durch Musik und Geschichte. Schönbach / Luby – Markneukirchen – Bubenreuth. Markneukirchen 2021.